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Erstveröffentlichung: 30.4.2020 / Aktualisiert: 27.12.2022

Wie Ghana zu meinem „happy place“ wurde….

Die, die mich – Elsa – gut kennen, …. nein Moment… ich denke, sogar die, die mich nicht gut kennen, wissen, dass Ghana und ich da eine ganz spezielle Verbindung haben. Ghana ist mein „happy place“ – der Ort, an dem ich mich irgendwie zu Hause fühle. (Und das trotz der vielen Schweißtropfen, die ich dort Tag für Tag vergieße 😉 ) Doch diese Leidenschaft hatte keinesfalls etwas mit Liebe auf den ersten Blick zu tun. Da war definitiv ein zweiter und dritter Blick nötig. Ich geb‘ es zu, die erste 2-3 Wochen waren damals hart. Ich ging stark an meine Grenzen und hatte mit dem klassischen Kulturschock zu kämpfen – was auch immer das bedeuten mag. Daraus entwickelte sich über die Jahre eine Passion, die ich kaum in Worte fassen kann. Wie es dazu kam erfährst du hier…

2013: Spaziergang durch die Eastern Region – keine Wüste, alles grün!

Alles begann im Sommer 2012, als ich zum ersten Mal für 2 Monate nach Ghana reiste. Damals war ich als Volontärin für eine oberösterreichische Hilfsorganisation tätig. Ich wohnte in einem kleinen Dorf in der Eastern Region, unter völlig einfachen Verhältnissen. Bis 2017 gab es keinen Strom im Dorf, und nur ein Plumpsklo, das sich die halbe Nachbarschaft teilte. Nachwievor gibt es kein fließendes Wasser.

links: Dusche / rechts: WC
2012: Ich mit meiner damaligen Reisebegleiterin Meggy, sowie mit Gifty und Kofi aus meiner ghanaischen “Wunschfamilie”.
Dahinter: das Haus, in dem ich mich mittlerweile zu Hause fühle.

Ich gehörte damals zu den ersten nicht-ghanaischen Besucherinnen im Dorf. Da mir zu diesem Zeitpunkt, auch auf Grund des Kulturschocks, das Essen nicht schmeckte, nahm ich innerhalb von zwei Monaten fast 8 kg ab. Hunger war ein ständiger Begleiter meiner ersten Ghana-Reise. Im Nachhinein kann ich das nicht mehr wirklich nachvollziehen. Mittlerweile kenne ich meine Lieblingsspeisen ;-).

Trotz all dieser Umstände habe ich mich nach ein paar Wochen in das Land und die Leute verliebt. Zuhause angekommen, fühlte ich mich leer. Ich hatte so großes Fernweh wie noch nie zuvor. Monatelang lief nur ghanaische Musik auf meinem Mp3-Player. Ich hab gespürt, ich war mit Ghana noch nicht fertig! Ich musste zurück! Also buchte ich nur ein Jahr danach, 2013, einen Flug nach Ghana und entschied mich erneut für 2 Monate zu bleiben. Schnell bemerkte ich, dass Ghana viel mehr ist als Armut, verdreckte Straßen und komisches Essen. Auch Atti besuchte mich in diesem Jahr zum ersten Mal für drei Wochen.

2013: Atti und ich in Elmina
Ghana hat traumhafte Strände – kaum vorstellbar, oder?

Im Jahr 2014 bekamen zwei junge Burschen aus dem oben genannten Dorf die Möglichkeit, nach Österreich zu kommen. Theo, ein damals 14-jähriger Junge, nahm an einem Schüleraustausch teil. Rock durfte praktische Arbeitserfahrungen in einer Bäckerei sammeln. Während ihrer zwei Monate in Österreich kümmerte ich mich um die beiden. Wir verbrachten fast täglich Zeit miteinander, machten Ausflüge und hatten eine Menge Spaß! Theo wohnte sogar bei mir zu Hause und wurde wie ein Bruder für mich. Auch meine österreichische Familie schloss ihn sehr ins Herz. Bis heute gehören die beiden Jungs – mittlerweile erwachsen – zu unserer Familie.

2014: Theo mit Elsas‘ Familie

Das Jahr darauf, 2015, reiste ich erneut für 2 Monate nach Ghana; mittlerweile das dritte Mal. Mit der Zeit fiel das Abschied nehmen immer schwerer. Umso öfter ich nach Ghana reiste, umso mehr Freundschaften entwickelten sich und umso mehr Leute schloss ich in mein Herz.

Aufgrund persönlicher Geschehnisse war es mir von 2015 bis 2018 nicht möglich, nach Ghana zu reisen. Umso schöner war die Rückkehr im Februar 2018 für mich, als ich das erste Mal mit Freundinnen das Land bereiste – eine spannende neue Erfahrung.

Im Dezember 2018 bis Jänner 2019 flogen Atti und ich, das erste Mal seit 2013 wieder gemeinsam, nach Ghana. Dies war mein mittlerweile fünfter Besuch im Land. Hierbei nutzten wir erstmals auch die Gelegenheit, um uns ein Nachbarland, nämlich Togo, anzusehen. Der sechste Aufenthalt sollte wieder etwas Besonderes werden: im November 2021 flog ich, gemeinsam mit meinen Eltern und Atti, nach Ghana. Endlich konnte ich auch einem Teil meiner Familie zeigen, wo ich mich so gerne aufhalte. Und es war bestimmt nicht das letzte Mal…..

Was ist so toll an Ghana?

Ghana fasziniert mich immer wieder auf eine ganz bestimmte neue Weise, und ich bin immer wieder beeindruckt von den herzlichen Menschen und den wunderschönen Landschaften. Natürlich ist es nach wie vor nicht immer leicht für mich, denn wenn zwei verschiedene kulturelle Welten aufeinander prallen, kann es oft zu sehr temperamentvollen Auseinandersetzungen und hitzigen Diskussionen kommen.

Manchmal wundert es mich nach all dem Ärger, den ich bereits erlebt habe, selbst, warum ich dieses Land noch immer so gern habe. Wenn man mal wieder stundenlang auf ein bestelltes Taxi wartet oder darauf, bis das Trotro endlich voll ist und losfahren kann. Wenn man mal wieder nach Geld gebeten wird oder darum, etwas für eine Person zu kaufen; immerhin ist man weiß, Europäerin und hat bestimmt genügend Geld! Wenn man mal wieder nach Bestechungsgeld gefragt wird, nur um den Führerschein unseres Fahrers zurück zu bekommen, der eigentlich gar keine Verkehrsregeln missachtet hat; also außer, dass er Weiße kutschiert. (Achtung – Irone!)

Es ist echt schwer zu beschreiben, was mich an diesem Land so fesselt. Mit der Zeit gewöhnt man sich eben an gewisse Dinge, und man lernt, mit ihnen umzugehen. Umso einfacher fällt es einem dann vermutlich, die schönen Seiten zu erkennen! 😉 Und ich denke, mittlerweile ist es ohnehin nicht mehr nur das Land, das mich immer wieder zurück kommen lässt, sondern vor allem bestimmte Leute, die wie eine zweite Familie für mich wurden. Es gibt Menschen in Ghana, die ich nicht mehr in meinem Leben missen möchte.

Ja! Ghana ist hektisch. Ghana ist schmutzig und Ghana ist laut. Ghana ist korrupt. Es herrscht Armut, und lässt mich ganz oft verzweifeln. ABER es ist eben auch noch ganz viel mehr!

Seit 2018 begleitet mich Ghana außerdem nicht nur ständig in meinem Herzen, sondern auch als Tattoo auf meinem Fuß: als langjährige Tattoo-Gegnerin ein enormer Schritt für mich. Du siehst also, das Land bedeutet mir wirklich sehr viel. Ich habe sehr sehr viel im Land bereist, habe vieles gesehen und erlebt. Solltest du irgendwelche Fragen bezüglich einer Reise nach Ghana haben, schreib mir gerne!

Hast auch du ein Land, das dich nicht mehr loslässt? Erzähl es uns in den Kommentaren!

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