Lesezeit: 6 Minuten

Bethlehem: Die wichtigsten Sights für einen Tag

Ein Ausflug nach Bethlehem und zu dessen ständigen Begleiter: der Mauer: Hier erfährst du alles, was du für einen Tag in der Stadt wissen musst!

Ganze 759 Kilometer zieht sich eine Absperrung aus Stacheldraht und Betonmauern durch das Land. Sie soll Israel von der „Westbank“ trennen. Bemerkbar wird das vor allem bei einer Fahrt nach Bethlehem. Die Mauer zieht sich nämlich quer durch die Stadt und ist der Inbegriff des Israel-Palästina-Konflikts. Wir haben Bethlehem im Rahmen eines Tagesausflugs von Tel Aviv aus besucht. In diesem Beitrag verraten wir dir die wichtigsten Informationen und Orte, die du für einen Besuch wissen musst…

Die Mauer zieht sich durch das ganze Land…

Mit dem Bus fuhren wir von Tel Aviv aus nach Jerusalem. Dort stiegen wir in einen anderen Bus nach Bethlehem um. Das heißt, man reist von Israel aus in Palästinensisches Gebiet. Dies geschieht ziemlich problemlos, auch wenn große rote Schilder davor warnen, dass „der Übertritt von Israel nach Palästina äußerst gefährlich ist“: Eine Message, die an die Israelis gerichtet ist. Als TouristIn überquert man den Checkpoint ohne Kontrolle. Will man von Bethlehem jedoch wieder den Bus zurück nach Jerusalem nehmen, sprich, zurück nach Israel reisen, bedeutet dies, dass man über eine „offizielle“ Grenze muss. Mit Passkontrolle und allem drum und dran. Als TouristIn ist das keine große Sache. Doch man muss bedenken, dass zigtausende Palästinenser täglich vom Westjordanland nach Israel zur Arbeit pendeln und dieses Prozedere täglich über sich ergehen lassen (müssen). Sie dürfen nur nach Israel einreisen, wenn sie eine Arbeitserlaubnis haben.


Endstation – alle aussteigen. Keine Ahnung davon, wo wir uns befanden, begannen wir einfach drauf los zu gehen. Dank Google Maps wussten wir immerhin, in welche Richtung. Plötzlich war da dieser echt hartnäckige Taxifahrer, der uns dazu überreden wollte, mit ihm zur Mauer zu fahren. Wir können nie im Leben zu Fuß dort hin. Viel zu weit, meinte er. Wir ließen uns aber nicht darauf ein und marschierten fleißig weiter, bis wir nach nur etwa 10 Minuten davor standen. Da war sie also ….


Wir haben viel von DER Mauer im Vorhinein gelesen und gesehen. Wenn man dann tatsächlich so daran entlang spaziert, ist das schon ziemlich einschüchternd. Sie ist DER Inbegriff für so viele Konflikte, so viele Familien, die getrennt wurden, so viele Menschen, die ihre gesamte Existenz verloren haben, und so viele schlimme Geschichten, die sich aufgrund dieser Mauer schon zugetragen haben. Wir finden, man spürt all das, wenn man diese Betonwand anstarrt. Die vielen bunten Graffitis an der Mauer lockern diese Atmosphäre etwas auf, wenn auch viele von ihnen ernste und politische Themen ansprechen.


Bekannt geworden sind unter anderem die Graffitis von BANKSY, der auf der Mauer, und auch im Rest der Welt, seit 2005 seine politischen Statements hinterlässt. Nimm dir Zeit und spaziere an der Mauer  entlang, um dir all die Kunstwerke anzusehen. Zudem sind sie ein toller Foto-Hotspot.


Seit 2017 gibt es auch ein Hotel von BANKSY, mit Blick direkt auf die Mauer: THE WALLED OFF HOTEL. Auch ein Museum kann man besuchen, das die Geschichte der Mauer behandelt. Super interessant und auf alle Fälle einen Besuch wert!



Ein für Christen besonderer Ort, den du in Bethlehem besuchen kannst, ist außerdem die Geburtskirche Jesu (The Church of the Nativity) und die darunter liegende Geburtsgrotte. Du gelangst am besten mit dem Taxi dort hin. Aus Mangel an Zeit haben wir diesen Ort jedoch ausgelassen. Menschenmassen werden durch die Kirche geschleust und man muss früh vor Ort sein, um nicht ewig anzustehen. Da wir nur ein paar Stunden für unseren Besuch in Bethlehem Zeit hatten, haben wir diesen Ort daher ausgelassen.



Ist ein Besuch in Bethlehem gefährlich?

Diese Mauer ist immerhin kein Zeichen von Frieden und guter Laune. Die Frage, ob ein Besuch in Bethlehem für Touristen daher gefährlich ist, ist also berechtigt. Wir hatten beide während unseres gesamten Aufenthaltes in Bethlehem ein ziemlich mulmiges Gefühl. Dazu müssen wir aber sagen, dass es keinen einzigen Moment gab, der dieses Gefühl bestätigen hätte können. Es liegt offensichtlich eher an den vielen Geschichten, die wir zuvor in den Medien gelesen und gesehen haben. Die Menschen vor Ort waren freundlich, und es gab uns niemand das Gefühl, dass wir nicht sicher oder wir unerwünscht wären.

So gesehen fühlten wir uns trotz unserer großen Unsicherheit absolut sicher! Offensichtlich gibt es jedoch immer wieder Zeiten, in denen Konflikte in der Stadt auftreten. Aus diesem Grund empfehlen wir dir, dich im Vorhinein deines Besuchs über die aktuelle Situation zu erkundigen.



Das AIDA-Flüchtlingslager

Ein Ort, an dem die traurige Geschichte des Israel-Palästina-Konfliktes deutlich wird, ist das AIDA Refugee Camp im Norden von Bethlehem. Ursprünglich wurde es 1950 als provisorische Unterkunft eingerichtet: für die Menschen, die nach der Staatsgründung von Israel 1948 aus den Gebieten um Jerusalem und Hebron vertrieben wurden. Heute leben die „Flüchtlinge“ dort bereits in dritter und vierter Generation. Etwa 4700 EinwohnerInnen soll das Camp heute haben. Die Hoffnung auf eine Rückkehr in ihre Heimat ist im Laufe der Jahre verschwunden. Denn selbst heute nach fast 70 Jahren sind die Menschen noch immer abhängig von der Unterstützung von UNWRA (United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East). Die BewohnerInnen des Camps sind Gefangene im eigenen Land, ohne Perspektiven. Rund die Hälfte der Menschen sind arbeitslos, 39 Prozent leben unter der Armutsgrenze. Das Lager ist überfüllt. Die Menschen können nicht weg, leben eingepfercht zwischen Mauer und der Stadt Bethlehem.

Ein Besuch dieses Camps macht deutlich, welches Ausmaß der Konflikt rund um das Westjordanland angenommen hat. Es werden geführte Touren durch das Camp angeboten, in denen Guides dir etwas über die traurige Geschichte des Lagers erzählen.



Hier noch ein paar Infos für dich…

Anreise: Vom Damascus Gate in Jerusalem fahren im 30-Minuten-Takt Busse nach Bethlehem (z.B Bus 231). Kosten 7-9 ILS. Dauer: ca 30 Minuten

Banksy Museum: Eintritt Museum: 15 ILS (August 2018)

Geburtskirche: Eintritt frei -> Öffnungszeiten: täglich 6.30-12.00 und 14.00-19.30 Uhr (Sommer), 5.30-12.00 und 14.00-17.00 Uhr (Winter), Sonntagvormittag ist die Geburtsgrotte für Besucher geschlossen.


Diese Beiträge über Palästina & Israel könnten dich auch interessieren…

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert